Ich habe mir hochmotiviert Joggingschuhe gekauft. Als Frau von Welt (und ab eines gewissen Alters) muss man ja etwas gegen den körperlichen Verfall tun. Und da ich das die letzten 33 Jahre so ziemlich ignoriert habe, wollte ich ab sofort wie ein junges Reh durch den Park springen. Dementsprechend brauchte ich passendes Schuhwerk.

Kaufhof am Alex.



Auf der Rolltreppe in den 4. Stock wär ich fast wieder umgedreht. Ich hatte eigentlich wenig Lust, irgend einem Verkäufer auf dem Laufband zu demonstrieren, wie unsportlich ich tatsächlich war, damit er meinen Laufstil analysieren und mir passende Schuhe raussuchen konnte.

Ausschließlich mein “DU MUSST SPORT MACHEN, DU FAULES STÜCK”-Mantra hat mich dann doch ans Ziel fahren lassen.

Und da stand dann ER!

Leif!

Ich hab mal gegooglet. Sein Name heißt wohl so viel, wie “Finnischer Gott der Sportschuhe.”

Groß, blond. Haare, Bart. Augen.

Hammer Augen. Blaugrünirgendwas-Augen.

Augen halt.

Ich erspar Euch die Einzelheiten. Aber wir hatten wirklich ziemlich viel Spaß miteinander. Und am Ende ging ich mit neuen Schuhen und Leifs Arbeits-Nummer nach Hause. Für den Fall, dass was nicht mit den Schuhen stimmt und ich sie umtauschen will.

Hmm. Genau. Wegen der Schuhe (dachte ich mir so).

Zuhause angekommen war ich noch total im “Ich bin voll unwiderstehlich und trau mich ALLES”-Modus.

Und hab Leif angerufen.

Um ihm meine Handynummer zu geben.

Natürlich hatte ich mir vorher einen total lässigen Spruch überlegt, den ich locker aus der Hüfte schütteln wollte.

Es klingelte.

Und Leifs Kollegin ging ran.

(Mist, also doch keine direkte Durchwahl).

“Äh, ja, ich wollte Leif sprechen.”

In der Hoffnung, dass er direkt neben dem Apparat stehen würde.

Stand er nicht.

Es dauerte geschlagene drei Minuten, in denen ich am liebsten gestorben wäre, bis er endlich dran war.

(Was mach ich hier eigentlich?!)

“Hallo?”

(Ok. Dann also jetzt mein cooler Spruch.)

“Äh…ja. Hi. Anne. Also, hier ist Anne. Ich hab eben Schuhe bei dir gekauft.”

(Ich hab eben Schuhe bei Dir gekauft???)

“Also. Ich finde ja, du solltest meine Handynummer haben, damit du prüfen kannst, ob ich.. äh..also, ob ich mir mit Deinen Schuhen nicht alle Knochen breche.”

(Oh Gott! Erschießt mich mal bitte einer?)

“Ach so? Na dann schieß mal los.”

Au Backe. Leif klang eher wie jemand, der sich die Notfallnummer der eigenen Oma notieren soll, anstatt die Zahlenfolge zum zukünftigen Glück.

Ich ratteterte daraufhin mit hochrotem Kopf meine Nummer runter und legte auf. Gut, dass ich alleine wohne. So wurde niemand Zeuge meiner Schmach. Da will man einmal cool sein, ey…

An dem Tag hat sich Leif natürlich nicht mehr gemeldet.

Und beim Joggingtest am nächsten Abend hab ich mich dann gefragt, ob ich nun für den Rest meines Läuferlebens (also vermutlich die nächsten drei Wochen) beim Anblick meiner knall-pinken Schuhe an den finnischen Gott denken würde.

Abends plinkte dann Whatsapp.

“Und? Wie wars? Alle Knochen noch heile?”