Weihnachten beginnt bei mir ja grundsätzlich erst dann richtig, wenn ich bei meinen Eltern Zuhause reinkomme.

Mutti hat nämlich ein von Gott gegebenes Talent, die Bude mit Weihnachtssachen so dermaßen vollzustopfen und es trotzdem gemütlich und geschmackvoll aussehen zu lassen, dass ich jedes Jahr wieder staune. Die Schmückarie findet am Tag vorm 1. Advent statt und dauert, laut interner Informationen, zwischen sechs und neun Stunden. Dann hängt und steht aber auch wirklich alles.



Drinnen und Draußen.

Traditionell ist meine erste Amtshandlung ja, die alte Weihnachts-CD rauszukramen und in voller Lautstärke “Rudolph the rednosed reindeer” anzuschmeißen. Ebenfalls Tradition ist es, dass ich das Lied von Anfang bis Ende volle Möhre mitschmettere.

Da es einen Grund hat, weswegen ich keine Karriere als Sängerin eingeschlagen habe, ist es durchaus praktisch, dass Eltern ihre Kinder bedingungslos IMMER lieben MÜSSEN!

Am 23. ziehen und zerren wir dann meist zu viert (Mutter, Vater und zwei Kinder) mit geballter Kraft den jedes Jahr zu breiten Tannenbaum durch die jedes Jahr zu schmale Terrassentür ins Wohnzimmer. Anschließend wird der Baum ordnungsgemäß und grade im Ständer verstaut.

Betonung liegt hierbei auf “grade”.

Als Papa letztes Jahr loszog, um seine Laser-Wasserwaage zu holen, drohte Mama mit Gans-Entzug zum Fest. Die Wasserwaage blieb also schmollend im Häuschen. Und der Baum stand nach zwei Stunden und diversen Beäugungen aus allen möglichen Perspektiven (unter anderem liegend unterm Baum) trotzdem grade.

Beim Schmücken haben wir übrigens auch eine Tradition.

Mama schmückt und schimpft wahlweise über verhedderte Lichterketten, aufhängerfreie Kugeln ,oder das unschuldige Miezekätzchen, das den gerade mühsam dekorierten unteren Bereich fachgerecht wieder abschmückt (oder einfach voll Karacho mittig in den Baum springt), während der Rest der Familie daneben sitzt, einen Weihnachtsfilm guckt und je nach Lautstärke der Schimpftiraden aus Richtung Baum, den Fernseher lauter, oder wieder leiser regelt.

Meist helf ich Mama übrigens dann doch, indem ich sehr sachkundig hängfähigen Schmuck reiche und vorsichtig auf eventuelle Deko-Lücken an der Tanne hinweise.

Wenn alle Baumschmück-Traditionen gepflegt wurden, kommt mein Lieblings-Ritual. Denn dann darf jeder seine Geschenke unter den Baum legen.

Nun tendiert unsere Familie dazu, jeden Socken einzeln zu verpacken. Was meist bedeutet, dass es unter dem Baum aussieht, als hätten wir gerade den Weihnachtsmann persönlich überfallen.

Dies wiederum frustriert besonders das werte Kätzchen. Das sich alljährlich wieder für das tollste Geschenk von allen hält und unbedingt auch noch irgendwo unter dem Weihnachtsbaum liegen muss. Da wird sich zur Not auch einfach stoisch auf ein anderes Präsent platziert.

Geschenk ist schließlich Geschenk. Und Geschenke gehören nun mal unter den Baum. Meint zumindest das Haustier.