Besuch auf Butenland

Ich liebe es, meine Eltern zu besuchen. Meine Eltern sind einfach großartig.

Der gleichen Meinung ist inzwischen auch meine “bessere Hälfte” Caro. Seid wir beide frisch getrennt sind, geht die Eine ohne die Andere ja quasi nicht mehr aus dem Haus.

Somit war Caro letzte Woche auch mit zu Besuch bei meiner Familie. Wobei das zugegebenermaßen noch einen anderen Grund hatte.

Lieblings-Caro ist ja bekanntermaßen veganische Veganerin mit Tendenz zu “ich ess Eier, wo die kleinen Männer-Küken nicht geschreddert werden.” Und die vegane Caroline stellte vor Kurzem begeistert fest, dass ihr Lieblings-Tierretter-Hof “Butenland” nur eine Stunde von meinem Elternhaus entfernt liegt. Was Frau Caro spontan dazu bewegte, mich zu begleiten.

Der Hof liegt wirklich, wirklich mitten in der ostfriesischen Pampa. Von Weitem sieht man den Deich und selbst wenn die Kühe platt über die Wiese robben würden, könnte man sie noch erkennen. So flach ist das da.

Wir hatten den Wagen noch nicht geparkt (also wortwörtlich: er rollte noch), da war Fräulein Caro schon aus dem Auto gesprungen und stand erwartungsvoll am Hofgatter und quitschte fröhlich vor sich hin.

“Marieechen. Da ist das rosa Marieeechen.”

Das “rosa Mariechen” ist eine Sau. Eine ziemlich Fette noch dazu. Aber sehr freundlich. Muss man sagen.

Sie wohnt zusammen mit Prinz Lui (ein wirklich häßliches, aber nichtsdestotrotz nettes und sehr von sich überzeugtes Hängebauchschwein mit Seitenscheitel), Huhn Merle (die sich am liebsten in der Spühlmaschienabdeckung bewundert), Kater Findus, diversen Enten, Pferden, Kühen, Hunden und Kanninchen auf dem Hof. Caro könnte jetzt alle einzeln mit Namen aufzählen. Was sie auf Butenland übrigens auch getan hat.

“Ooh. Da ist Fine.” (Kalb)

“Aaah. Ist das Erna?” (Schwein)

“Guten Tag, Herr Petterson.” (Ente)

“Huhuuu, Colorida.” (Kuh)

“Uiih. Mattis.” (Rieeesenbulle. Also wirklich. ICH hatte Respekt! Caro hat sich von ihm begeistert die Zehen abschlecken lassen.)

Die Betreiberin hat uns eineinhalb Stunden über den ganzen Hof mit angrenzenden Weiden und Bach geführt. Wir haben Frösche begutachtet, Kühe geknuddelt (also Caro) und zu jedem einzelnen Tier eine Geschichte gehört. Wer, wo halbtot gefunden, gerett, aufgenommen wurde, wer auf dem Hof geboren und gestorben ist, wie glücklich diese ganzen Viecher dort jetzt sind.

Caro ist von uns beiden eindeutig die “Ich rette alles, was sich bewegt”-Verfechterin. Aber dieser Hof hat mich wirklich beeindruckt. Das ist so schön da. Und die Tiere sind so unglaublich glücklich.

Ich komm vom Dorf, aber ich hab noch nie ein lächelndes Schwein gesehen. Wenn die Helfer von Butenland jedoch mitten auf der Wiese sitzen und Schwein Erna am Bauch kraulen, dann lächelt diese Sau. Ich schwöre!

Wer aus der Gegend bei Bremen kommt, sollte da unbedingt mal hinfahren.

Meine Quoten-Veganerin saß auf dem Rückweg auf jeden Fall überglücklich im Auto und heult heute noch rum, dass sie gefälligst jetzt nach Butenland ziehen will. Gefälligst!